Wird man von seinem oder seiner Liebsten verlassen, so ist das Selbstwertgefühl im Keller. Liebeskummer quält und lähmt wie kaum eine andere Situation im Leben. Warum tut er mir das an? Wieso nimmt sie das Telefon nicht mehr ab? Ist denn die Andere so viel besser als ich? Solche Fragen bedrängen Alley, Michael und Rosie Tag und Nacht, lassen sie nicht mehr schlafen und treiben sie in die Verzweiflung. „Sleepless in New York“ spielt in New York, alle drei Protagonisten stellen sich selber dar, alle drei wurden vor wenigen Tagen verlassen, alle drei hatten den Mut, sich vor die Kamera zu stellen und dem Zürcher Dokumentarfilmer Christian Frei und seinem Kameramann Peter Indergand brühwarm und tränenreich ihre Geschichte zu erzählen.
„Es ist das schwierigste Gebiet, dem ich mich je filmerisch genähert habe“, sagte Christian Frei vor dem Solothurner Filmtage-Publikum. „Wir alle lachen oder witzeln oft über den Liebeskummer – und wollen uns dadurch vor diesem heftigsten aller Gefühle schützen“. Er habe die zwei Frauen und den Mann „möglichst frisch“ vor der Kamera haben wollen, habe aber nicht Therapeut gespielt, sondern „einfach zugehört“. Trotzdem sei er sich, so Frei, seiner Verantwortung stets bewusst gewesen. Der Film habe aus ihnen allen eine „Art Familie“ gebildet, noch heute skype er jede Woche mit den Dreien – die beiden Frauen haben allerdings inzwischen eine neue, glücklichere Beziehung gefunden, nur Michael sei und bleibe sein „Sorgenkind“, sagte Christian Frei.
Einen spannenden und aufschlussreichen Ansatz liefert die New Yorker Anthropologin Helen Fisher mit ihrer Erforschung der Vorgänge im Gehirn von enttäuschten Liebenden – es ist schier unglaublich, was da abläuft. Liebe sei wie eine Sucht, sagt Fisher denn auch.
Als Zuschauerin fühlt man mit Alley, Rosie und auch Michael mit, man ist mitten drin in ihrem Schicksal. Und fragt sich dann, beim Herausgehen, wie dies denn nun im eigenen Leben so war. Hat man da auch so unsäglich gelitten? Hat man sich auch so unkontrolliert verhalten? Und man weiss: Liebeskummer ist keinesfalls den Teenagern vorbehalten. Er kann in jedem Alter zuschlagen.
Nächste Vorführung an den Solothurner Filmtagen am 28.1. um 17.30 im Kino Landhaus