Richard Dindos Hommage an die Frauen

«Wir lassen Frisch sprechen. Ich habe die schönsten Textstellen aus Homo Faber ausgewählt. Darüber hinaus gibt es nichts mehr zu sagen». Mit diesen Worten begründete Richard Dindo, einer der wichtigsten Cinéasten der Schweiz, seine Verweigerung der sonst in Solothurn üblichen Diskussion vor und mit dem Publikum nach der Vorführung seines Films.

Nach dem Abspann war man ihm für diesen Entscheid dankbar. Zu sehr wühlte die Geschichte um die drei Frauen auf, zu stark wirkte der Tod des jungen Mädchens Sabeth (Daphné Bairwir), das zugleich Geliebte und – nur wusste er das nicht – Tochter des alternden Homo Faber war. Kein Wunder, hatte die zarte und luzide Zwanzigjährige ihn immer wieder an seine einstige Geliebte Hanna erinnert. Mit Hanna – hervorragend gespielt von Marthe Keller – fand sich Faber dann am Totenbett des Mädchens wieder. Und erfuhr erst dann von seiner Vaterschaft.

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Der Rationalist und Technokrat Walter Faber glaubt nicht an Gefühle und schon gar nicht an schicksalshafte Fügungen. Seine amerikanische Geliebte Ivy hat er kalt abserviert, seine ehemalige Verlobte Hanna vor zwanzig Jahren schwanger verlassen. Die Begegnung mit Sabeth wirbelt allerdings seine Gefühlswelt heftig durcheinander. Nach ihrem Tod ist nichts mehr wie es vorher war.

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Richard Dindo legt mit «Homo Faber» eine faszinierende Form einer Literaturverfilmung vor. Er fokussiert auf die drei Frauen. Keine spricht. Faber selber bleibt unsichtbar. Aus dem Off liest er – mit der Stimme von Christian Kohlund – die Originaltexte aus Frischs weltberühmtem Roman. Dindo hat sie gekonnt ausgesucht und mit den Bildern zu einem Ganzen verwoben. Das überzeugt. Das fesselt. Und berührt – auch oder gerade wenn man das Buch kennt und liebt.

«Ich habe mit diesem Film einen langgehegten Traum verwirklicht», sagte Richard Dindo, der vor vielen Jahren schon «Montauk» filmisch umgesetzt hatte. Und fügte leise hinzu: «Ich bin zufrieden damit.»

«Homo Faber» wird in Solothurn nochmals am 29.1. um 9.30 Uhr gezeigt. Kinostart demnächst.