55. Solothurner Filmtage

Die 55. Ausgabe der Solothurner Filmtage wurde heute Abend mit dem Spielfilm «Moskau Einfach!» von Micha Lewinsky eröffnet. Bundesrat Alain Berset, der Präsident der Solothurner Filmtage Felix Gutzwiller und die Direktorin Anita Hugi wandten sich in ihren Reden an die 900 geladenen Gäste aus Kultur, Politik und Wirtschaft. Das Team von bonaLifestyle wird wie jedes Jahr ausgewählte Filme anschauen und darüber schreiben. Hier in diesem Online Magazin.

Bundesrat Alain Berset sagte in seiner Eröffnungsrede: «Je schneller die gesellschaftlichen Veränderungen, desto wichtiger wird es, dass wir die reale, gegenwärtige Schweiz im Medium Film erleben – sonst erstarrt unser Selbstbild.» Deshalb, so Berset weiter, sollten künftig Streamingdienste auch in den Schweizer Film investieren. Der Kulturminister betonte, solche Regeln seien in Europa mittlerweile üblich. Die Schweizer Pläne würden aber einen «feinen Unterschied» aufweisen: «So sollen Online-Anbieter selber entscheiden können, in welche Filme oder Fernsehserien sie investieren wollen.»

Felix Gutzwiller unterstrich die Bedeutung des Filmschaffens für die Gemeinschaft und sprach vom Schweizer Film als «Cinéma Citoyen»: «Wir brauchen ein Kino, das sich engagiert und neue Formen der Solidarität erprobt. Citoyenne oder Citoyen zu sein bedeutet, aktiv und verantwortungsvoll am Gemeinwesen teilzunehmen. Auch das Filmschaffen muss diese Rolle wahrnehmen. Wir brauchen glaubwürdige Bilder und Narrative, die den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft stärken.»

Anita Hugi erinnerte mit Blick auf den Eröffnungsfilm «Moskau Einfach!» von Micha Lewinsky daran, wie aktuell das Thema Überwachung gerade heute ist: «Die Komödie über die Fichenaffäre ist auch ein ernsthafter Appell für einen sorgfältigen, demokratisch legimitierten Umgang mit unseren persönlichen Daten.» Für ihre erste Ausgabe als Direktorin der Solothurner Filmtage wünschte sie sich, dass diese im Zeichen des Dialoges stünden: «Film verbindet und ermöglicht Tiefgang. Ich freue mich auf ein mehrsprachiges, engagiertes und offenes Festival».

Bis zum 29. Januar 2020 werden auf neun Leinwänden insgesamt 179 kurze, mittellange und lange Schweizer Filme zu sehen, darunter darunter 21 Langfilmdebüts und 21 Premieren aus allen Landesteilen.

Die Jury des «Prix de Soleure» setzt sich aus der Regisseurin Ursula Meier, der Künstlerin Cemile Sahin und Mirko Manzoni, dem persönlichen Gesandten des UNO-Generalsekretärs in Mozambique, zusammen. Die Regisseurin Heidi Specogna wird mit der «Recontre» geehrt. Der «Prix d’honneur» geht an die Verleiherin Bea Cuttat. Das Spezialprogramm «Fokus» steht «Im Bann der Serien». In «Histoires du cinéma suisse» sind fünf Spielfilme der Westschweizer Filmpionierinnen Patricia Moraz, Christine Pascal und Paule Muret zu sehen.

Zahlreiche Gäste, Podiumsdiskussionen, Konzerte, Workshops und das erste Fest der Schweizer Filmhochschulen im Industrieareal Attisholz vor den Toren Solothurns runden das Filmprogramm ab.