Von der Sehnsucht nach einem entschwundenen Ort

Wer Esel mag und meint, im Film «Der Esel hiess Geronimo» gehe es um ein Grautier, der wird enttäuscht: Geronimo beschränkt sich auf ein sekundenkurzes Gastspiel, er streckt quasi nur einmal kurz den Kopf auf die Leinwand. Geronimo lebt auf einer dänischen Insel unweit der Grenze in Norddeutschland. Auf dieser Insel haben auch einige deutsche Seemänner einige Jahre gelebt. Doch dann gab es Streit, sie mussten die Insel verlassen, die fortan in ihren Gedanken und Tagträumen als Paradies weiterlebt. Jedoch als ein Paradies, das entschwunden und für sie nicht mehr erreichbar ist.

Mit dieser Tatsache kommen die Männer nur schlecht zurecht. Sie verbringen ihre Tage mit Bier, Zigaretten und Fernsehen, hausen auf ihren alten Kähnen, die im Hafen vertäut sind und geben ein eigentliches Bild des Jammers ab. Der einzige, der die Situation einigermassen durchschaut und auch mal darüber lachen kann, ist Bim, der Ausländer, der von den anderen als eine Art Underdog oder als dummer Bub behandelt wird. Er hat während der Inselzeit ein Tagebuch geführt. Und aus diesem Tagebuch zitieren denn die beiden Filmemacher Bigna Tomschin und Arjun Talwar auch.

Diese Zitate und Textstellen tun dem Film gut. Dank ihnen kann sich der Zuschauer ein Bild machen von diesem entschwundenen Paradies – würde man allein auf die saufenden und depressiv dahindümpelnden Kumpanen abstellen müssen, so könnte man sich die  paradiesische Vergangenheit nur schwerlich ausmalen. So verwundert es denn auch nicht, dass diese in ihrer Hoffnungslosigkeit und Dumpfheit hocken bleiben, wo sie sind – nämlich in ihrem alten, dreckigen Kahn. Und Bim irgendwann den Koffer packt und sein Glück irgendwo anders sucht. Gerne wüsste man, ob er es findet – man wünschte es ihm von Herzen. Und so fehlt der melodramatischen Geschichte denn auch jedes Happy End. 

Der Film «Der Esel hiess Geronimo» von Bignia Tomschin und Arjun Talwar wird in Solothurn nochmals am 26.1. gezeigt. www.geronimo-film.com