«Die wirkliche Hauptdarstellerin ist die Insel», sagte Christoph Kühn (*1955 in Zug) bei der Präsentation seines neusten Films «Isola dei sogni» im Solothurner Cava Club. Und weil er besser filmen als reden könne, habe er sich dem Geheimnis dieses kleinen Paradieses im Lago Maggiore mit der Kamera genähert. Kühn lebt im Tessin, er habe die Brissago-Inseln praktisch jeden Tag vor Augen.
Geheimnisvoll und unwirklich tauchen sie aus dem Nebel auf, mystisch haben sie viele Maler das Bild festgehalten. Die Geschichte der Entstehung dieses subtropischen Paradieses – es ist heute im Besitz des Kantons Tessin und als botanischer Garten öffentlich zugänglich – mutet fast ebenso unwirklich an. Die Baronessa Antoinette di St. Leger, eine uneheliche Tochter des russischen Zaren, verliebte sich bei ihrem ersten Besuch 1885 in «diesen Erdhaufen», kaufte das Eiland und erschuf hier einen paradiesischen Garten. Sie war eine visionäre Frau mit ungewöhnlich kreativer Energie, galt aber auch als «Femme fatale» und als herrische Persönlichkeit. Die Revolution beendete den Geldfluss aus Russland, die Baronessa geriet in finanzielle Nöte und musste ihr Lebenswerk an den deutschen Warenhausmillionär Max Emden verkaufen, der sie von der Insel vertrieb, ihre Villa abriss, das Eiland nach seinen Vorstellungen umgestaltete und sich als «Neptun des Lago Maggiore» feiern liess. Dies verzieh ihm die Baronessa nie, sie hasste ihn bis aufs Blut. In eindrücklichen Szenen zeigt Kühn, wie sie Nacht für Nacht auf eine Emden nachgebildete Puppe einsticht und ihn verflucht. 1940 verstarb Emden, die Baronessa überlebte ihn um acht Jahre – in einem Altersheim für Arme im Centovalli. «Das Porträt der beiden Besitzer, die sich spinnefeind waren, faszinierte mich», sagte Kühn. Mit ihrer Geschichte fasziniert er jetzt das Publikum – ein genial komponierter Film mit Aussagen von Zeitzeugen, historischem Material und wunderschönen Aufnahmen.
Wiederholung: Mi 25.1. | 12:00 | Kino Palace