Die Konflikte überraschen nicht: Andere Generationen, andere Werte, andere Ansätze. Trotz diesen dominanten Unterschieden wollen die Modedesignerin Ly-Ling Vilaysane (36) und der Feinmassschneider Cosimo Urgesi (73) etwas Gemeinsames erschaffen. Diese Idee der Zusammenarbeit hatte sich spontan ergeben. Cosimo Urgesi arbeitet seit über 40 Jahren nach allen Regeln der Schneiderkunst und suchte eine neue Location in St. Gallen. Ly-Ling Vilaysane kreiert raffinierte Designs und wollte vom enormen Wissen des Schneiders profitieren. So kam es, dass Cosimo Urgesi bei Ly-Ling Vilaysane, die in Paris Modedesign studierte und für ihre Kreationen diverse Preise gewonnen hat, in ihr Atelier in St. Gallen eingezogen ist. Er soll ihr einiges beibringen – aber auch ihre Entwürfe umsetzen. Dass sich Ly-Ling nicht um die unumstösslichen Gesetze der Schneiderzunft schert, die besagen, dass bei einem Anzug ein Kragen höchstens so und soviel Zentimeter hoch sein darf, stösst Cosimo Urgesi sauer auf. Mehr noch: Er ändert ihre Schnitte kurzerhand ab. Ly-Ling ist fassungslos und der Meinung: «Herr Urgesi muss sich anpassen». In dieses Spannungsfeld hat sich der Filmemacher Giancarlo Moos hineinbegeben und die beiden eineinhalb Jahre lang mit der Kamera begleitet. Ungeschminkt.
Ein Film, der beim Publikum für so manchen Lacher gesorgt hat. Doch lustig ist das Zusammenprallen dieser beiden passionierten Menschen nicht. Es schien sogar, als verstärkten und multiplizierten sich die Missverständnisse und die unüberwindbaren Differenzen täglich. Spannungen, die sich niemand wünscht. Auch nicht im Arbeitsalltag. Für mich als Betrachterin kam die inspirierendste aller Aussagen erst nach dem Film. Nämlich, dass sich die beiden in der Zwischenzeit getrennt hätten und heute nicht mehr zusammenarbeiten. Beides sind beeindruckende Persönlichkeiten, aber nicht kompatibel. Niemals.